Enkel des Namensgebers kehrt an Knappteich zurück

Das Gewässer im Yorckgebiet ist nach Mario Knapps Großvater benannt. Nun will der Nachfahre Spuren in dem Wohnviertel hinterlassen.

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Von Jürgen Werner
erschienen am 07.04.2017

Yorckgebiet. Die Bewohner des Yorckgebiets schätzen ihren Knappteich: Das rund 6700 Quadratmeter große, trauerweidenumsäumte Gewässer dient seit Jahren als Erholungsoase. Für Mario Knapp sind Ausflüge an den Ort seiner Jugend aber selten geworden. Der 53-Jährige arbeitet als Holzgestalter in Lichtenwalde, wo er auch wohnt. Und doch: Ein bisschen Nostalgie schwingt jedes Mal mit, wenn er sich auf die Fährten von Reinhold Hermann Knapp begibt.

„Ursprünglich stammt meine Familie aus Polen. Um die Jahrhundertwende sind wir nach Chemnitz gekommen“, erzählt Knapp. Sein Großvater habe Arbeit in einer Molkerei an der Jägerstraße gefunden, in der er sich zum Verwalter hocharbeitete. Der Besitzer der Molkerei, Ernst Heinrich, habe den anfangs noch namenlosen Teich im Jahre 1911 angelegt – zur Gewinnung von Eis als Kühlmittel für die eigenen Molkereiprodukte. Direkt nebenan – das Gelände gehört heute zur Montessori-Schule – sei zu diesem Zweck ein Eishaus errichtet worden. „Im Winter wurde das Eis aus dem Teich gesägt und die mit Stroh isolierten Blöcke teilweise über Jahre hinweg eingelagert“, so Knapp.

Ende der 1920er-Jahre übernahm Reinhold Knapp die Auslieferung der Eisblöcke. Versorgt wurde nicht nur die Molkerei, sondern auch eine Zweigstelle der ehemalige Germania-Brauerei, die sich direkt neben dem Eishaus befunden habe. „1934 hat mein Großvater dann das Eiswerk und den Teich übernommen. Im Laufe der Jahre wurde im Volksmund daraus zuerst der Knapp’sche Teich und später einfach der Knappteich. Noch mein Vater hat als Kind Eisblöcke mit ausgeliefert“, so Knapp.

Das war in den 1950er-Jahren, einer Zeit, in der das Geschäft langsam zum Erliegen kam. „Mit dem Aufkommen der elektrischen Kühlung wurde der Teich für die Eisgewinnung immer unwichtiger. Wir hatten dann einen Bauernhof mit Schweinezucht bis in die 1970er-Jahre, bevor wir das Gelände schließlich verkauft haben“, so Knapp. Der Namensgeber war da bereits tot: Reinhold Knapp starb 1962.

Dass es Spuren der Familie auch künftig im Yorckgebiet geben wird, dafür sorgt nun sein Enkel. Denn Mario Knapp soll im Stadtteilpark, der sich nur etwa 200 Meter vom Knappteich entfernt befindet, zwei Pappelstümpfe in eine Erdmännchengruppe und einen „Traumzauberbaum“ verwandeln. Die Bäume, beide krank, waren Mitte Februar gefällt worden. Anschließend konnten die Anwohner bei einer Befragung über das Aussehen entscheiden. Sechs Motive standen zur Auswahl. Pro Kunstwerk rechnet Knapp mit rund einer Woche für die Fertigstellung. Zuerst, ab Mitte April, will er sich dem „Traumzauberbaum“ widmen.