Teil IV des Permakultur-Projektes „Umgestaltung Wilde Ecke“
So, nun hat es etwas gedauert bis zu diesem Artikel, dem Teil IV zum aktuellen Projekt ‚Umgestaltung der Wilden Ecke‘. Naja, es gibt eben oft auch vieles andere zu tun… 😉
Aber in den letzten Monaten haben wir dennoch viel in der ‚Wilden Ecke‘ gewerkelt und geschafft, sodass wir sagen können: Die Umgestaltung ist – zumindest im Großen und Ganzen – FERTIG!

Im Sommer kamen wir unverhofft zu Sumpfpflanzen, sodass die Bepflanzung des Sumpfbeetes in einer spontanen Aktion erledigt werden konnte. Sieben verschiedene Pflanzen sind inzwischen in das nasse Beet eingezogen. Die stärker wüchsigen Pflanzen wie Wasserminze und Sumpfziest haben wir mit Topf gepflanzt, damit auf diese Weise das Wachstum etwas begrenzt wird. Dem Sumpfvergissmeinnicht gefällt es allerdings offenbar auch so gut an diesem Standort, dass es sich fröhlicher ausbreitet als gedacht – es könnte wohl auch noch einen Topf gebrauchen oder einen alternativen Platz…;-)
Gut, aber ich hatte euch ja versprochen, dass es heute vor allem um Elemente und deren Funktionen in der Permakultur geht… Also los!
Ziel der Umgestaltung unserer „Wilden Ecke“ im Garten ist ja vor allem, einen Beitrag für mehr Artenvielfalt zu leisten. Und zu dieser Artenvielfalt gehören definitiv Tiere wie Eidechsen und Käfer! Es braucht also (mehr) Lebensraum für diese. Und den haben wir folgendermaßen gebaut:
Zu Beginn haben wir ein Loch von ca. 50cm Tiefe ausgeschachtet (es muss so tief sein, damit es darin einigermaßen frostfrei bleibt). Dann kam eine etwa 10cm dicke Schicht grober Schotter/Steinchen hinein – falls im Loch nach heftigen Niederschlägen mal Wasser stehen sollte, verhindert diese Schicht das Ertrinken der Tiere. Die eine Hälfte des Lochs haben wir anschließend mit etwa handgroßen Steinen gefüllt und diese zu einem Haufen aufgeschichtet (=Eidechsenburg). Für die andere Hälfte nutzten wir alte Äste verschiedenster Baumarten, um das Loch zu füllen und ebenfalls einen Haufen aufzubauen (=Käferkeller). Gleich daneben füllten wir noch eine kleine Mulde mit Sand (=Mini-Sandarium), welche von Eidechsen und Schlangen ggf. zur Eiablage genutzt werden kann. Ungewaschenen Sand benötigen darüber hinaus bestimmte Wildbienen zum Anlegen ihrer Brutröhren.

In der Permakultur (dem Konzept zur Gestaltung lebendiger Systeme, nach welchem wir arbeiten) gibt es die wichtige Unterscheidung zwischen Element und Funktion.
Was ist mit Element gemeint? Elemente sind in der Permakultur die Komponenten oder Teile, die im System zusammenwirken – im System „Garten“ sind das beispielsweise Beete, die Gartenhütte, eine Trockensteinmauer, ein Teich, (Anlehn)Gewächshaus, Komposttoilette, Hühnertraktor, Totholzhaufen, Steinhaufen, Hecken, Obst- und Nussbäume, Regentonnen, Kletterspalier, Pizzaofen usw. Das Element „Beet“ gibt es darüber hinaus sogar nochmal in den vielfältigsten Formen: Flachbeet, Hochbeet, Hügelbeet, Schlüssellochbeet, Schichtmulchbeet, Kraterbeet, Frühbeet, Kartoffelturm, …
Jedes Element erfüllt nun im System bestimmte Funktionen oder auch Aufgaben.
Wenn wir das Element ‚Eidechsenburg’ hernehmen oder auch nur einen einfachen Haufen aus Lesesteinen, so dient dieses Element nicht nur als Unterschlupf für verschiedene Tiere, sondern es strukturiert das Areal, mineralisiert auf längere Sicht den Boden, fungiert als Wärmespeicher, erzeugt ein eigenes Mikroklima, ist Sammelstelle für Steine, die uns woanders womöglich „stören“ (wie im steinigen Boden) und vieles mehr.
Auch mit dem Element ‚Käferkeller‘ sind viele verschiedene Funktionen verbunden: Das Holz ist Kinderstube für verschiedene Käferarten, Lebensraum und Nahrung für Pilze und andere Mikroorganismen, es speichert Feuchtigkeit, gibt sie durch Verdunstung ab und schafft so ein verändertes Mikroklima. Ein Totholzhaufen kann unser „Entsorgungsplatz“ für Schnittgut sein, das mit der Zeit zu fruchtbarer Erde wird. Der Haufen ist außerdem kuscheliger Wohnraum für weitere kleine Tiere (sogar bestimmte Vögel nutzen einen solchen gern, um darin ihr Nest zu bauen), er bietet Versteckmöglichkeit und Schutz vor Kälte, für andere wiederum ist er Jagdrevier usw.
Für die Stabilität und ein gutes Zusammenwirken im Systems ist es entscheidend, dass jedes einzelne Element mehrere Funktionen/Aufgaben erfüllt und zugleich jede Funktion von mehreren Elementen gewährleistet wird. Sollte einmal ein Element oder eine Funktion „ausfallen“, so kann das System dennoch gut weiterfunktionieren. Die entstehenden vielfältigen nützlichen Verbindungen „vernetzen“ die Elemente miteinander und sichern Flexibilität sowie Resilienz des Systems. Klingt zu abstrakt? Okay, hier zur Veranschaulichung ein Bild dazu:

Ein Permakultur-Element sollte den Platz einnehmen, an dem die meisten nützlichen Beziehungen zu anderen Elementen wirksam werden. Wenn ich z.B. eine Kräuterspirale mit einem Teich „kombiniere“, werden durch die Sonnenreflexion im Wasser die Steine der Kräuterspirale (zusätzlich) erwärmt, und es entsteht ein wärmeres Mikroklima, das wiederum den Kräutern zugute kommt. Außerdem kann ich unten an der wassernahen Stelle der Kräuterspirale Pflanzen setzen, die nasse und sumpfige Bedingungen für optimales Wachstum brauchen.
Hilfreich für die Überlegungen zur Gestaltung ist außerdem, vom „Produkte-Denken“ zum „Qualitäts(Funktions)-Denken“ zu kommen – also den Fokus auf bspw. „saubere Wäsche“ (als Ziel/Qualität) zu richten, statt auf „Waschmaschine“ (das Produkt).
Soweit erstmal zu Element und Funktion…
Im Spätsommer erlebten wir eine gewissermaßen unangenehme Überraschung: Unser Lichtteich enthielt plötzlich kaum noch Wasser. Nein, es lag nicht daran, dass es ein Tier ausgetrunken hätte (es waren keine Spuren zu sehen), und es war auch nicht verdunstet (denn zwei Tage nach dem Auffüllen war der Teich wieder komplett leer). Mmh…also wohl irgendeine Undichtigkeit…wo und wodurch auch immer – ehrlich gesagt ist uns das bis heute ein Rätsel geblieben. Aber in den letzten Wochen haben wir nochmal einen Reparatur-Einsatz gemacht, den Teich mit etwa 700 Litern (Regen-)Wasser komplett gefüllt und hoffen nun, dass er den Winter unbeschadet übersteht.
Ansonsten sind wir natürlich weiter gespannt, ob mit der Zeit neue Tierchen einwandern und sich bei uns heimisch fühlen. Und mal sehen, ob unser Lichtteich im nächsten Frühjahr schon Laichplatz wird… Derweile warten wir ab und trinken Tee… 😉
