Der Anbau von Kartoffeln in der Fläche ist für den Kleingärtner immer mit einem hohen Flächenverbrauch verbunden. Dabei konkuriert die Kartoffel mit anderen Früchten um den Anbauplatz. Hier soll eine alternative Variante vorgestellt werden, die bei geringer Anbaufläche einen höheren Ertrag ergeben soll – die Rede ist vom Kartoffelturm. In einem solchen Turm wird die Eigenschaft der Kartoffel ausgenutzt, immer wieder an die Bodenoberfläche durchzuwachsen und weitere Tochterknollen zu bilden. Wir wollen das in unserem Experimentiergarten einmal ausprobieren und werden dazu verschiedene Kartoffeltürme anlegen und diese mit verschiedenen Mitteln in die „Höhe“ treiben.
Funktionsweise
Wächst das Blattgrün (Kartoffelkraut) bis ca. 10 bis 15 cm über die Erde, kann die nächste Lage Erde (am besten eignet sich selbst hergestellter Kompost) eingefüllt werden. Es ist nicht erforderlich, weitere Kartoffeln einzulegen, da aus den eingeschütteten Blattachseln des Kartoffelkrautes sogenannte Tochterkartoffeln wachsen. Mit jeder Lage Erde wächst auch das umgebende Hochbeet mit.
Ursprung Skizze
Angefangen haben wir mit einem „Weiden-Tower“. Aufbau und Vorgehen ist dabei in den folgenden Bildern vorgestellt.
Den Fortgang des Experimentes erfahrt Ihr auf dieser Seite … immer mal nachschauen, was es Neues gibt.
Anfang März haben wir Kartoffeln für das Setzen ausgewählt und auf der kalten sonnigen Fensterbank zum Vorkeimen aufgestellt. Als Sorte haben wir uns für die Schwarze Ungarin entschieden.
Die Sorte „Schwarze Ungarin“ ist eine sehr robuste, ungarische Landsorte. Sie schmeckt cremig und eignet sich für Klöße, Salzkartoffeln und Suppen. Die Schwarze Ungarin bringt eher kleine Knollen ist aber sehr ertragreich.
Ende April sind die vorgekeimten Kartoffeln dann in den Turm eingezogen.
Anfang Juni sind die ersten Pflänzlein im unteren Turmbereich gut angewachsen. Doch leider sind sie scheinbar ein starker Schneckenmagnet. Regelmäßiges Absammeln hat dies etwas eingedämmt, aber die Frasspuren treten bei manchen Pflanzen so stark auf, das kaum noch etwas übrig ist.
Im Juli wurde der Turm dann erweitert und die Triebe wieder teilweise mit Erde zugeschüttet, um die Seitentriebe der Knollen zu provozieren.
Ende Oktober haben wir uns dann daran gemacht den Kartoffelturm zu ernten. Das Kraut war bereits abgetrocknet und somit die Kartoffeln erntefähig. Das „Ausbuddeln“ gestaltete sich etwas schwierig. Unsere Erwartungen waren vielleicht auch etwas hochgesteckt, aber nach mehrmaligem Durchforsten des Turmes mit der Grabegabel stellte sich heraus, das nur ein halber Wassereimer als Ergebnis vorlag. Viele der Knollen hatten Bisspuren – wahrscheinlich von Wühlmäusen – und im gesamten Turm fanden wir Engerlinglarven, so das die Pflanzen auch von unten angegriffen wurden. Gegen die Mäuse werden wir im nächsten Jahr ein Maschendrahtnetz einziehen.
Zum Schluss haben wir die Erde noch einmal mit Rasenbokashi vermischt und abschließend mit Rasenschnitt und Laub abgedeckt. Jetzt lassen wir den Turm überwintern und versuchen im kommenden Jahr mit mehr Erde noch einmal unser Glück.
Neues Jahr (2023) Neues Glück. Der diesjährige Kartofelturm wurde mit Mäusegitter verstärkt und das hat sich auch bewährt. Da der Sommer wieder sehr trocken war, ist auch im Turm die Erde sehr trocken gewesen. Hier unsere Fotogalerie zum diesjährigen Kartoffelturm:
Die Anzahl der Pflanzen war etwas hoch für den Turmdurchmesser (1,3 m).
Das Ergebnis – 5 kg – reicht für den Arterhalt, doch würde bei Selbstversorgern wahrscheinlich zu Hungerperioden führen. Da wir lockere Erde mit Kompost gemischt eingesetzt haben, werden wir es im kommenden Jahr mit mehr Lehmanteil (zur Wasserspeicherung) und einer intensiveren Bewässerung versuchen. Bis dahin.