Yorckgebiet. Die in der vergangenen Woche begonnene Sanierung des Zulaufs ist nach Ansicht von Bürgern zu wenig, um das Gewässer zu retten. Doch die Stadt will erst einmal abwarten.
Von jürgen werner
erschienen am 15.05.2012
Seit Jahren schon macht der Knappteich im Yorckgebiet seinem Namen alle Ehre: Die Wassermenge, die das Gewässer vom Zeisigwald her unterirdisch speisen soll, ist viel zu knapp. Im Sommer machen sich in dem von Plattenbauten umsäumten Idyll deshalb üble Gerüche breit. Grund für die Flaute ist das Wasserrohr, das zwischen Bersarinstraße und Teich auf einer Länge von 80 Metern völlig marode ist. Mehrere undichte Stellen sorgen dafür, dass das Wasser statt im Teich schon vorher im Erdreich versickert.
Um die Situation zu verbessern, hat die Stadt in der vergangenen Woche begonnen, den Zufluss zu sanieren. Stattgefunden haben bislang allerdings nur Vorbereitungsarbeiten: So wurde dem Oberen Grundbach vorübergehend komplett der Hahn abgedreht. Außerdem hat das Tiefbauamt Vermessungsarbeiten durchgeführt.
Die Hauptarbeiten werden allerdings erst am 29. und 30. Mai ausgeführt. Eine von der Stadt beauftragte Berliner Baufirma soll an diesen Tagen einen sogenannten Inliner in die Verrohrung einziehen. Gemeint ist damit ein Kunststoff-Schlauch mit einem Durchmesser von rund 60 Zentimetern, der das Rohr von innen abdichten soll. Schachtarbeiten sind dabei offenbar nur an wenigen Stellen notwendig. „Von unseren Gärten ist von den Arbeiten nur ein einziger betroffen“, sagt Peter Viol von der Kleingartenanlage „An der Vogelweid“, die den Großteil der Fläche über dem Rohr einnimmt. Ziel ist, dass ab 5. Juni wieder ausreichend Wasser in den Teich strömt. Die Baukosten belaufen sich laut Stadt auf annähernd 80.000 Euro.
Komplette Entschlammung nötig
Die Bewohner in der Umgebung des Knappteichs beurteilen die Situation zwiespältig. „Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Ich lebe seit 40 Jahren hier und bin erst mit meinen Kindern und dann mit meinen Enkeln um den Teich spazieren gegangen“, sagt Elfriede Drechsler, die an der Zeisigwaldstraße wohnt. Kritischer wird Rainer Terpe. „Die Sanierung sollte schon vor drei Jahren beginnen, aber wir sind immer wieder vertröstet worden“, sagt der Anwohner der Fürstenstraße. Nach der Erneuerung des Rohres müssten weitere Maßnahmen erfolgen.
Das sieht auch Andreas Wolf so. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative Yorckgebiet zählt auf: „Die Ufer müssen befestigt und der Teich komplett entschlammt werden. Außerdem ist es notwendig, neben dem Zufluss auch den Abfluss an der Seite zur Montessori-Schule an der Fürstenstraße zu sanieren“, sagt der 36-Jährige.
Mehr als 200 Unterschriften
Ein vom städtischen Grünflächenamt aufgestellter Stufenplan berücksichtigt zwar die Forderungen Wolfs, doch Mittel dafür sind bislang nicht eingeordnet. „Wir wollen die Ergebnisse des ersten Bauabschnittes abwarten und schauen, wie sich durch die verbesserte Wasserversorgung das Geruchsproblem verringert“, sagt Baubürgermeisterin Petra Wesseler.
Wolf ärgert das, denn er fürchtet um die Zukunft des Gewässers im Allgemeinen. „Ich habe Angst, dass die Stadt den Teich zuschütten könnte, wenn sich herausstellt, dass trotz der Erneuerung des Zuflusses weiterhin zu wenig Wasser ankommt“, sagt er. Bis spätestens Herbst soll die Stadt die weiteren drei Sanierungsstufen deshalb zeitlich und finanziell einordnen.
Auf Unterschriftenlisten zur Rettung des Knappteichs, die Wolf vor einigen Wochen an mehrere Mitstreiter der Bürgerinitiative ausgereicht hat, finden sich mittlerweile, wie er betont, mehr als 200 Unterzeichner. Als Stadtrat der Volkssolidarität will er die Listen in der nächsten Sitzung des Gremiums der Verwaltung überreichen.
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