(Teil III des Permakultur-Projektes „Umgestaltung Wilde Ecke“)
Mittlerweile können wir euch berichten, dass der Bau unseres Lichtteiches vollendet ist – das heißt, er ist fertig abgedichtet und mit Wasser aus dem Knappteich gefüllt. Die Abdichtung aus Lehm und Ton hält, das Wasser bleibt! Es hat sich also schonmal gelohnt, das auf diese Weise (also ohne Plastik) auszuprobieren…
Letztlich war das Abdichten des Teiches allerdings doch ziemlich arbeitsintensiv. Während der rote Lehm, den wir als erste Schicht in die Teichmulde einbrachten, über genau die ideale Feuchte verfügte, war der (weiße) Ton, den wir anschließend verarbeiteten, trocken und bröckelig. Der Ton musste also erst zerkleinert und dann mit Wasser geschmeidig gemacht werden, ehe wir ihn auftragen konnten. Hier war echt viel Muskelkraft gefragt! Dann hieß es Warten, bis auch der Ton die gleichmäßige und passende Feuchte hatte, um durch Stampfen und „Anklopfen“ mit einem Gummihammer verdichtet zu werden (und auf der Unterlage haften zu bleiben, statt am Werkzeug anzukleben…). Ich kann euch sagen, „Wildschwein Spielen“ war also doch gar nicht so einfach… 😉

Nun steht bald die Bepflanzung im Bereich des Lichtteiches an. Dazu war zunächst einmal eine Recherche nötig, welche Pflanzen sich grundsätzlich bzw. im Besonderen eignen und wo wir diese herbekommen können. Generell ist bei dieser Art Teich zu beachten, dass die verwendeten Pflanzen niedrig bleiben, eher langsam wachsen und sich nicht über Ausläufer vermehren, die ein Zuwuchern des Teiches (und damit eine Beschattung bzw. auch eine Verlandung) begünstigen würden. Da unser Flachwasserteich selbst nicht über eine Sumpfzone verfügt, haben wir am Überlauf daneben ein extra Sumpfbeet geschaffen. Auch dabei hat wieder die Abdichtung mit Lehm und Ton eine Rolle gespielt, damit sich Wasser länger hält und ein kleiner Lebensraum für Sumpfpflanzen entsteht. Mal sehen, ob es so funktioniert, wie gedacht… Bepflanzen werden wir schließlich den Rand des Lichtteiches, das Sumpfbeet sowie evtl. auch den Teich selbst mit kleinbleibenden Wasserpflanzen.
Auf dem Wall rund um den Lichtteich haben wir bereits einige Polsterpflanzen gesetzt und stellenweise auch die Trockensteinmauer begrünt. An vielen Stellen gehen dort auch Pflanzen „von allein“ auf, deren Saat sich im Boden befand und die nun die idealen Bedingungen zum Keimen erhalten haben – wie z.B. wilde Rosen, Morgensternseggen und Karden. Hier können wir jetzt auswählen, was bleiben soll (und was nicht). Außerdem haben wir den Wall mit einer bienenfreundlichen Saatmischung eingesät, von welcher allerdings momentan nur der darin enthaltene Buchweizen zu kommen scheint… 😉 Nun, wir werden beobachten und sehen, was sich an diesem Standort wohlfühlt und entwickelt. Über die Jahre hinweg sollten wir so eine stabile vielfältige Pflanzengemeinschaft etablieren können, die den Bedürfnissen möglichst vieler Insekten gerecht wird.

Und hiermit wären wir schon wieder mitten in der Permakultur (der Gestaltungspraxis für lebendige Systeme, nach der wir arbeiten), und zwar mitten in der Ethik der Permakultur.
Die Begründer der Permakultur Bill Mollison und David Holmgren haben drei ethische Grundsätze formuliert, die als starke und klare Wertebasis Orientierung für jegliche permakulturelle Gestaltung geben:
Die Sorge für die Erde (Earth Care) beschreibt den ersten Grundsatz, die ökologische Komponente. Sie betont, dass die Erde als Ganzes mit allem Leben auf ihr wertvoll ist und fordert uns auf – unabhängig vom Nutzen für uns Menschen – die Lebensgrundlagen für alle Lebewesen zu erhalten. Mit der „Wilden Ecke“ schaffen wir eine Fläche im Bürgergarten, auf der nicht die menschliche Nutzung im Vordergrund steht, sondern ein neuer, vielfältiger Lebensraum es Pflanzen und Tieren ermöglicht, dort heimisch zu werden und sich ihres Lebens zu erfreuen. 😉
Die zweite „Säule“, die soziale Komponente, ist die Sorge für den Menschen (People Care). Dieses Prinzip ermutigt dazu, achtsam mit uns selbst und allen Menschen umzugehen, unsere Bedürfnisse anzuerkennen und auf solidarische und respektvolle Weise für diese Bedürfnisse zu sorgen. Es lädt uns ein, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Menschen zu Selbständigkeit und Verantwortlichkeit heranreifen können. Bei der Arbeit an der „Wilden Ecke“ achten wir darauf, unsere Kräfte einzuteilen und uns die Zeit zu nehmen, die für den Prozess der Gestaltung, für Lernen und Entwicklung notwendig ist.

Mit dem dritten Prinzip Gerechtes Teilen (Fair Share), der ökonomischen Komponente, schließt sich der Kreis zu den ersten beiden Grundsätzen. Dieser Aspekt fordert uns auf, die Frage zu stellen, was genug ist, und Konsum zu begrenzen. Alle sollen an den gemeinsamen (begrenzten) Ressourcen (der Erde) teilhaben können. Es ist die Einladung an uns, aus der Fülle heraus Überschüsse zu (ver)teilen und will uns ermutigen, andere Formen des Wirtschaftens zu erproben und zu gestalten.
(Bildquelle: permastart.de)
Bei der Umgestaltung unserer „Wilden Ecke“ (und nicht nur da) können wir immer wieder erfahren, welch’ Fülle uns geschenkt ist – sei es in Form von Unterstützung mit „Manpower“, mit uns geteilten Pflanzen oder Saatmischungen und anderem. Zugleich geben wir gern weiter, schenken oder tauschen Erfahrungen, Expertise, Pflanzen und Saatgut.
So, beim nächsten Mal in Teil VI wird es um die Eidechsenburg mit Käferkeller gehen und die Elemente mit ihren Funktionen in der Permakultur…Bis dann!