Moderner Mundraub

Und wieder gibt es etwas über den Knappteich aus der Freien Presse:

Moderner Mundraub

Sie sind keine Bauern. Und ernten trotzdem – an Straßenrändern, zwischen Häuserfluchten. Sie sind keine Landwirte. Aber sie pflegen und hegen das Land, das Grün in Städten wie Leipzig oder Chemnitz. Immer mehr Menschen holen sich ihr Obst und Gemüse nicht aus dem Laden. Und wünschen sich mehr Orte, an denen es heißt: Pflücken erlaubt!

Von Eva Prase
erschienen am 28.09.2017

Der gesamte Artikel befindet sich hier:
https://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/Moderner-Mundraub-artikel10011881.php#

An dieser Stelle wird nur auszugsweise zitiert:

Chemnitz ist zwar keine baumstarke Stadt, sondern machte eher durch umstrittene Baumfällungen auf sich aufmerksam. Dennoch gibt es auch hier eine Initiative, die sich mit der Internetseite von „Mundraub“ vernetzt hat und die die Vielfalt dessen zeigt, was man unter „essbarer Stadt“ verstehen kann. Es handelt sich um das Knappteichprojekt im Yorckgebiet, einem Neubaugebiet. Vor Jahren war der Teich verschlammt und vermüllt. „Er sollte zugeschüttet werden“, erzählt Thomas Bossack. Er rief 2014 das Bürgerprojekt „Unser Knappteich“ ins Leben. Zum „Kernteam“ gehören rund zehn Personen.

Ziel war, das Biotop zu sanieren und nachhaltig zu pflegen und für Familien und Kinder, aber auch für Schulklassen zu einem spannenden Platz zu machen. „Zuerst nahmen wir Kontakt auf zu jenen vor allem Jugendlichen, die Abend für Abend mit ihren Hunden am Teich saßen, Bier tranken und Müll hinterließen.“ Letztlich sammelten einige von ihnen bei den ersten Arbeitseinsätzen den Müll mit ein. Danach stellte der Abfallentsorgungsbetrieb der Stadt Chemnitz Mülleimer auf. Ein unmittelbar angrenzender Garten der Kleingartenanlage „Zur Vogelweide“ wurde der Bürgerinitiative überlassen, mit einem Geräteschuppen. „Denn für 6000 Quadratmeter Fläche brauchen sie schon einen Rasenmäher und Geräte.“ So ging es Schritt für Schritt vorwärts, unterstützt von Sponsoren.

Für den 30. September ist eine Pflanzaktion geplant. Auch hier sollen Beeren- und Obstgehölze in den Boden kommen. Die Initiative sucht noch Unterstützer. „Ich brauche neben Pflanzen auch noch Bioerde“, sagt Bossack. Er gibt ohne Umschweife zu, dass dieses Betteln ihn stört. „Indem wir das Areal sauber halten, übernehmen wir kommunale Aufgaben. Wir schenken unsere Zeit, bringen unsere Geräte mit. Doch die Stadt unterstützt unsere Arbeit nicht“, klagt Bossack.

Zwar zollten ihm Mitarbeiter in den Ämtern persönlich Respekt für das Engagement des Vereins. Doch es fehle ein politisches Signal: Chemnitz habe im Haushalt keinen Betrag eingestellt, der verwendet wird, wenn Bürger ihr Wohnumfeld mitgestalten und für kleinere Anschaffungen etwas Geld benötigen. Schaue man nach Dresden oder Leipzig, sehe man, wie diese Städte Räume freigeben. Die Stadt Chemnitz kassiere dagegen für jeden Fahrradständer auf der Straße. Bossack hat jedoch die Hoffnung noch nicht endgültig aufgegeben: „Vielleicht wird ein entsprechender Fonds gebildet, jetzt, wo wir Kulturhauptstadt werden wollen.“