Das Experiment „Lichtteich“ oder „Sammle Energie und speichere sie!“

(Teil II Permakulturprojekt „Umgestaltung ‚Wilde Ecke‘“)

Gegen Ende des letzten Jahres starteten wir durch mit unserem aktuellen Projekt: Schrittweise wurde der Bereich unserer ‚Wilden Ecke’ vom gesamten Bewuchs befreit (Danke Anett!!! ;-)) und zunächst etwa 10cm der oberen Erdschicht abgetragen.

Anschließend begannen wir mit dem Ausheben einer tiefen Mulde, die später der Lichtteich werden würde. Einen Teil des Erdaushubs nutzten wir unmittelbar als Wall um den Teich herum, an dessen innerer Seite die Trockensteinmauer ihren Platz fand.

„Was ist denn ein Lichtteich?“ wird der geneigte Leser nun möglicherweise fragen. Ja, dieser Begriff ist nicht gerade gebräuchlich, und auch uns ist er erst bei der Vorbereitung des Projektes und der entsprechenden Recherche dazu begegnet.

Lichtteiche sind stehende Flachgewässer mit einer Tiefe von nur etwa 30-40cm, die bis zum Grund lichtdurchflutet sind und sich so schneller erwärmen als tiefere Teiche. Im Sommer dürfen sie auch mal austrocknen, im Winter durchfrieren. Auf diese Weise bieten Lichtteiche einen ganz besonderen Lebensraum und können zur Heimat seltener Amphibienarten wie Kreuzkröten, Gelbbauchunken und Laubfrösche werden. (Quelle: NABU Niedersachsen)

Wir haben uns vorgenommen, unseren Lichtteich kunststofffrei zu bauen. Da die Böden in unserer Region lehmhaltig und schwer sind, sind die Voraussetzungen dafür grundsätzlich schonmal recht gut. Beim Ausschachten der Mulde stießen wir in einer Tiefe von etwa 60cm jedoch auf Bauschutt – vielleicht Überbleibsel einer Ziegelei, vielleicht eine ehemalige Weltkriegsschutthalde… Das Abdichten wird also doch eine gewisse Herausforderung sein. Dazu werden wir Lehm/Ton in die Mulde schichten und dann getreu nach dem Vorbild der Natur „Wildschwein spielen“, also Stampfen, Sulen, Matschen 😉 bis der Lehm so verdichtet ist, dass sich Wasser hält. Der Lichtteich soll dann vom Überlauf unserer Regentonnen gespeist werden. Wir sind gespannt, wie dieses Experiment gelingt.

Übrigens ist unser Lichtteich zugleich auch ein Himmelsteich. Himmelsteiche sind stehende Gewässer, die nur vom Himmel (also dem Regen) gespeist werden – eine schöne Bezeichnung, nicht?

Und was ist nun mit „Sammle Energie und speichere sie!“gemeint?
Die Permakultur (dem Konzept zur Gestaltung lebendiger Systeme, nach dem wir arbeiten) orientiert sich an bestimmten Prinzipien – je nach dem, welcher „Permakultur-Pionier“ zitiert wird, sind es mal mehr (12 nach David Holmgren) oder weniger (5 nach Bill Mollison). Die Prinzipien beschreiben einerseits, was widerstandsfähige und nachhaltige (Öko)Systeme ausmacht. Andererseits dienen sie als Leitsätze für jegliche permakulturelle Gestaltung.

Für unseren Lichtteich liegt zuallererst David Holmgrens zweites Prinzip „Sammle Energie und speichere sie!“ auf der Hand. Wir sammeln im Lichtteich nicht nur die „Energie“ Wasser, die dann sukzessive wieder an Luft und Boden abgegeben wird, sondern auch die Licht- und Wärmeenergie der Sonne wird vom Wasser aufgenommen und gespeichert. Dies schafft günstige Bedingungen für die Entwicklung von jungem Amphibiennachwuchs.

Neben diesem zweiten Prinzip lassen sich auch einige weitere Leitsätze allein mit dem Element „Lichtteich“ verknüpfen:

Wie oben bereits erwähnt „ernten“ wir ja mit der Teichmulde Regenwasser. Dies entspricht dem 3. Prinzip: „Erziele eine Ernte!“. Zugleich vermeiden wir damit, dass das Regenwasser in der Kanalisation zu „Abfall“ wird. Auch den Erdaushub nutzen wir unmittelbar weiter und „entsorgen“ diesen nicht anderweitig (6. Prinzip „Produziere keinen Abfall!“). Mit dem Lichtteich schaffen wir Räume für eine größere Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren (10. Prinzip „Nutze und schätze Vielfalt!“). Und nicht zuletzt spielt natürlich das 1. Prinzip „Beobachte und interagiere.“ eine große Rolle: Der Lichtteich wird uns beispielsweise zeigen, ob unsere Bauweise funktioniert (Abdichtung mit Lehm), er also ausreichend Wasser hält. Wir werden beobachten können, welche Tiere und Pflanzen sich in der Wilden Ecke einfinden, wo sie sich wohlfühlen (und wo nicht), wie sie die verschiedenen Nischen und vielfältigen neuen Lebensräume annehmen usw. Spannende Sache also!

Soweit erstmal unser kleiner Ausflug in die Permakulturwelt für heute. Fortsetzung folgt…